Straßenschild "wrong way"

Fehlerkultur: So fördern Sie eine fehlerfreundliche Kultur im Unternehmen

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Geschrieben von Wolfgang Wittmann

Definition: Was ist eine Fehlerkultur?

Ein Fehler steht für einen Irrtum oder eine falsche Entscheidung. Diese resultiert in mehr oder minder negativen Folgen z.B. finanzielle Verluste.
Der Begriff Fehlerkultur steht dafür, wie eine Kultur / Gesellschaft / Gruppierung an Personen – beispielsweise ein Unternehmen – mit Fehlern und deren Folgen umgeht. Wird nach Lösungen gesucht oder nach Schuldigen?

Wie sieht eine schlechte Fehlerkultur aus?

In einer destruktiven Fehlerkultur wird bei Fehlern nach Schuldigen gesucht. Schlimmstenfalls werden die Angestellten öffentlich an den Pranger gestellt oder gar bestraft. Die Folge: Die Mitarbeiter fürchten sich Fehler zuzugeben. Auch Führungskräfte bevorzugen es diese zu vertuschen.

Warum ist eine fehlerfreundliche Kultur wichtig?

Ja, Fehler sind für Unternehmen zunächst ärgerlich. Sie kosten Zeit und Geld. Sie bedeuten Misserfolge und Verluste. Umso wichtiger ist es, diese negative Folgen nicht auch noch durch die falsche Herangehensweise zu maximieren. 

Werden Fehler nicht offen kommuniziert, besteht nicht nur die Gefahr, dass diese von einer Person, sondern von verschiedenen Individuen wiederholt werden. Aber es können nicht nur gemachte Fehler vermieden werden. Es können außerdem ganze Prozesse optimiert werden, wenn diese aufgrund eines Fehlers neu betrachtet und analysiert werden.

In einem Unternehmen, in welchen Fehler geächtet werden, wirkt sich das negativ auf alle Mitarbeiter aus.
Es herrscht die Angst die Achtung von Vorgesetzten und Kollegen zu verlieren. Womöglich besteht außerdem die Sorge, dass sich die Kommunikation des Fehlers auf die gesamte Karriere auswirkt. Schlimmstenfalls müssen die Betroffenen sogar Angst vor Demütigungen haben.
Das sorgt für Stress. Und Stress sorgt nicht für gute Arbeitsergebnisse. Es dürfen keine Fehler gemacht werden. Das führt zu übertriebenem Perfektionismus, der kreatives Arbeiten und ungewöhnliche Ideen unmöglich macht.

Im Endeffekt sinkt die Motivation. In Extremfällen wandern Mitarbeiter ab, weil Arbeiten in dieser Atmosphäre unerträglich wird.

Vorteile einer fehlerfreundlichen Kultur im Unternehmen

  • Verbessert die Arbeitsatmosphäre
  • Wertet die Reputation des Unternehmens auf
  • Lockt neue Arbeitskräfte an
  • Steigert die Motivation der Angestellten
  • Sorgt dafür, dass Prozesse optimiert werden
  • Fehler werden schneller aufgedeckt und können sich nicht unter einem Deckmantel zu einer Katastrophe entwickeln
  • Fördert die Kreativität

Positive Fehlerkultur etablieren und fördern – so klappt’s

  1. Für Fehlermeldungen danken: Bedanken Sie sich bei Ihren Mitarbeitern, wenn diese Ihnen Fehler berichten. Vermitteln Sie eine “friedliche” Umgebung, in welcher man sich trauen kann Fehler zu “gestehen”.
  2. Offene Kommunikation von Fehlern: Regelmäßige Zusammenkünfte wie beispielsweise monatliche Meetings sollten etabliert werden, um Fehler zu kommunizieren. Hier sollten die Führungskräfte den ersten Schritt machen und von ihren Misserfolgen berichten. Oft werden Fehler von oben nach unten “weitergegeben”. Dabei ist es doch vielmehr so, dass Fehler vor niemanden Halt machen. Vermeiden Sie um jeden Preis eine Atmosphäre des an den Prangerstellens. Stärken Sie Ihren Angestellten vor versammelter Mannschaft den Rücken, wenn diese von ihren Fehlern berichten.
  3. Analysieren: Nehmen Sie sich die Zeit und erörtern Sie gemeinsam die Ursache des Fehlers. Nicht Sinn und Zweck: Schuldige zu ermitteln. Fragen Sie sich stattdessen: Wie konnte es zu dem Fehler kommen? Ist das Arbeitspensum zu hoch? Gibt es eine Lücke im Prozess? 
  4. Lösungsansatz: Die Ursache ist gefunden? Wunderbar, dann sollte es im nächsten Schritt daran gehen, gemeinsam eine für alle zufriedenstellende Lösung zu finden. Die Ursache soll behoben werden, sowie verhindert werden, dass der Fehler wiederholt wird. Macht es beispielsweise Sinn einen “Mehraugen-Prozess” zu etablieren? Sollten Projekte umverteilt werden? Fehlt dem Arbeitsprozesse wichtige Schritte, die Fehler unterbinden können?
  5. Fehler feiern: Manche Unternehmen veranstalten eigens für ihre Fehlerkultur firmeninterne Events, bei welchen nicht nur Fehler kommuniziert, sondern auch die besten Fehler gekürt werden. Auch über diesen Weg schaffen Sie Transparenz und nehmen Fehlern die Spitze.

Resümee: Ziel ist es, dass Mitarbeiter Fehler machen “dürfen”. Ausnahmslos jeder muss das Gefühl haben, diese offen kommunizieren zu können, ohne dass Strafe oder Ächtung auf dem Fuße folgen.

Beispiele berühmter Fehler – und der Umgang damit

  • Rund um den Super-GAU von Tschernobyl ranken sich viele Fehler. Einer dieser ist ein sich leider wiederholenender Fehler in einer negativen Fehlerkultur – dem Vertuschen und Geheimhalten von Fehlern. Den Verantwortlichen waren die Gefahren bewusst. Dennoch wurde die Bevölkerung nicht gewarnt. Unzählige Menschen mussten sterben oder erkrankten schwer, da sie zu lange der Strahlung ausgesetzt waren.
  • Die Entdeckung von Penicillin haben wir einem Fehler bzw. einer Nachlässigkeit Alexander Flemings zu verdanken. Der Wissenschaftler hatte eine Petrischale, die er für die Analyse eines Krankheitserregers verwendet hatte, nicht gereinigt. In seiner Abwesenheit entwickelten sich in der Schale Schimmelpilze, die den Krankheitserreger vernichteten. Er extrahierte die Substanz und bereitete den Weg für das heutige Penicillin.
  • Wie viele andere hatte Charles Goodyear mit der Konsistenz von Kautschuk zu kämpfen. Das Material schmolz bei Hitze und wurde bei Kälte brüchig. Durch diverse Experimente versuchte er die Konsistenz zu verbessern. Erst ein Fehler bzw. “Unfall” soll ihm zum Erfolg verholfen haben. Eine seiner Mixturen mit Schwefel gelangte auf eine heiße Herdplatte. Statt sich nur über dieses Missgeschick zu ärgern, besah sich Goodyear das Material und entdeckte, dass dieses nach Abkühlung elastisch blieb: Die “Geburtsstunde” von Hartgummi.
  • Auch dem Turm von Pisa liegt ein Fehler zugrunde. Der Turm wurde auf Sandboden erbaut. Bereits während des Baus gab der Boden nach und das Gebäude neigte sich. Man entschied sich nach 100 Jahre Baustopp den schrägen Turm so zu belassen (mit dem Fehler zu leben) und weiter zu bauen. Heute zählt der schiefe Turm von Pisa zu einer der berühmtesten Touristenattraktionen Italiens.

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